
Neuland
Musiktheater
Erleben Sie einen außergewöhnlichen Doppelabend, in dem es auf vielfältige Weise um Mensch, Natur und Identität geht.
Zwei Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch durch ihre Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft, mit Erbe und Innovation künstlerisch miteinander kommunizieren: Die Groteske „Ptačk architektki“ (Der Vogel der Architektin) der bekannten sorbischen Autorin Róža Domašcyna trifft auf Goethes Singspiel „Die Fischerin“ in einer bislang unveröffentlichten Fassung der auch als "weiblicher Beethoven" bezeichneten Komponistin Emilie Mayer (1812 – 1883).
"Die Fischerin" nach Johann Wolfgang von Goethe schildert den inneren Zwiespalt einer jungen Frau zwischen ihrer Liebe und den Konventionen einer von Männern dominierten Gesellschaft, in der sie sich nicht gesehen fühlt. Sie fasst einen Plan, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und schließlich auf Augenhöhe von ihrem Geliebten wahrgenommen zu werden. Goethes berühmte Ballade „Der Erlkönig“ wird dabei kunstvoll in das Geschehen eingeflochten und intensiviert die Suche der Hauptfigur nach dem eigenen Ich inmitten von überkommenen Rollenbildern. Emilie Mayers Musik verleiht diesem Spiel der Kräfte eine düstere Sinnlichkeit, die ebenso romantisch wie unheimlich ist.
Der aus der Lausitz stammende Komponist Christian Mietke schrieb für „Ptačk architektki“ eine Fassung für Musiktheater. In dieser Geschichte begegnet eine arbeitslose Architektin, gefangen in der Leere eines postindustriellen Geländes, einem rätselhaften Vogel. Er beginnt mit ihr zu sprechen und fordert sie heraus, die Ruinen nicht als Ort des Scheiterns, sondern als Ausgangspunkt für eine neue Vision zu sehen. Ihre Reise durch das Areal wird zu einem poetischen Prozess des Wiederaneignens und Neudenkens von Raum, Geschichte und Verantwortung. Zwischen Vergangenheitsbewältigung und Aufbruchsstimmung entwickelt sich eine zynische Zukunftsvision von einem durch Verfall bedrohten Landstrich, dessen Kultur und Bevölkerung künftig nur noch in einem musealen Disneyland erfahrbar sein könnten.
Ein spannender Abend über Herkunft, Transformation und Veränderung. Als verbindendes Element ist das „Lied von den Vögelein“ zu hören, vermutlich ein Vorläufer des bekannten Vogelhochzeitslieds, das eine Brücke zwischen den beiden kontrastierenden Teilen des Abends schlägt, der Natur, Kultur und Identität miteinander verwebt und traditionelle wie moderne Perspektiven in einen lebendigen Dialog bringt.
Beide Stücke werden in Originalsprache, auf Sorbisch und Deutsch mit Übertiteln aufgeführt.
Aufführungen
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